Welche Gewalt ist gerecht? Seit Gesellschaften existieren, müssen sie eine Antwort auf diese Frage finden. Welche Formen von Gewalt werden akzeptiert – werden gerechtfertigt – und welche gelten als illegitim? Das zeigt sich beispielsweise daran, dass in unserer Gesellschaft einige Formen von Gewalt weithin akzeptiert werden, etwa staatliche Repression oder wirtschaftlicher Zwang, während andere Gewaltformen, die sich dem entgegensetzen, gemeinhin verurteilt werden. Besonders in Zeiten von Krisen, politischen Umbrüchen und Unterdrückung stellt sich die Frage, welche Protestformen legitim sind – und ob gewaltsamer Widerstand dazu gehören kann. Wie kaum ein anderer prägte der Psychiater und Freiheitskämpfer Frantz Fanon als einer der einflussreichsten antikolonialen Denker*innen die Debatte. Mit seinem Konzept der antikolonialen Gegengewalt als Mittel zur Befreiung von rassistischer Unterdrückung und Ausbeutung im Kolonialismus legte er nicht nur den Grundstein für eine Theorie der gerechten Gewalt, sondern betonte auch die befreiende Kraft des Widerstands für die Unterdrückten selbst.
In diesem Essay wird das Konzept der Gegengewalt von Frantz Fanon vor dem Hintergrund heutiger globaler Ungerechtigkeiten und struktureller Gewaltverhältnisse in den Blick genommen. Das Konzept der Gegengewalt entwickelte er im Kontext des antikolonialen Befreiungskampfes. Seitdem stellt es uns noch bis heute vor die grundlegende Frage: Kann gewaltsamer Widerstand legitim sein? Fanon sah in der Gegengewalt nicht nur ein Mittel zur politischen Befreiung, sondern auch zur psychologischen Heilung der Unterdrückten. In einer Welt, die weiterhin von neokolonialen Abhängigkeiten, wirtschaftlicher Ausbeutung und ökologischer Zerstörung geprägt ist, bleibt seine Analyse aktuell. Ausgehend von Fanons Konzept der Gegengewalt wird untersucht, wie Fanons Ideen heutige Debatten über Gerechtigkeit und Widerstand bereichern können – und welche Herausforderungen sie mit sich bringen.
Frantz Fanon und das Konzept der antikolonialen Gegengewalt
Frantz Fanon (1925-1961) war Psychiater, Freiheitskämpfer und einer der einflussreichsten Theoretiker*innen des antikolonialen Widerstands. Geboren auf der von Frankreich kolonisierten Karibikinsel Martinique, meldete er sich in der Zeit des Zweiten Weltkriegs freiwillig zur französischen Armee, um gegen das nationalsozialistische Deutschland zu kämpfen.1 Die massiven Diskriminierungserfahrungen als Schwarzer Soldat prägten seine politische Haltung, die sich in seiner rassismustheoretischen Schrift ‚Schwarze Haut, weiße Masken‘,2 die er noch während seiner Studienzeit verfasste, widerspiegelt. Später arbeitete er als Psychiater in Algerien und schloss sich dort dem antikolonialen Kampf der Nationalen Befreiungsfront an.3 In der Zeit des Algerienkriegs um die Unabhängigkeit des Landes entstand sein 1961 veröffentlichtes Buch ‚Die Verdammten dieser Erde‘.4 Der Titel ist an das sozialistische Lied ‚Die Internationale‘ angelehnt, die mit den Zeilen „Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt.“ Beginnt. Der Text des Liedes zielt darauf ab, unterdrückte und ausgebeutete Menschen dazu zu ermächtigen, gemeinsam für Gerechtigkeit zu kämpfen und nicht länger auf die Befreiung durch andere zu warten: „Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.“ Die Referenz im Titel auf ‚Die Internationale‘ verdeutlicht nicht nur Fanons marxistisch-sozialistische Prägung, sondern vor allem das mit dem Buch verfolgte Ziel, die Kolonisierten für den Befreiungskampf zu mobilisieren. Gleichsam liefert Fanon eine eindringliche Analyse kolonialer Verhältnisse mitsamt den psychischen Auswirkungen, die koloniale Gewalt und der Kolonialkrieg verursachen, sowie eine kritische Auseinandersetzung mit den Schwierigkeiten nach Erreichen der Unabhängigkeit.5
Den ersten Teil des Buchs widmet er der Erörterung der Gewalt im Kolonialismus und im antikolonialen Befreiungskampf. Er stellt darin die These auf, dass Kolonialismus nicht nur ein System der Unterdrückung ist, sondern eine strukturelle Form von Gewalt. Und weil Gewalt die Grundlage von kolonialer Herrschaft ist, kann sie nach Fanon nur durch Gegengewalt gestürzt werden. Bereits zu Beginn seines Buches betont er deshalb: „Die Dekolonisation ist immer ein Phänomen der Gewalt.“6 Er widerspricht damit der Vorstellung, dass ein friedlicher Übergang von kolonialer Herrschaft zu echter Unabhängigkeit möglich sei. Für Fanon ist der Kolonialismus keine bloße Ideologie, keine Institution, die durch Diplomatie oder Reformen abgebaut werden könnte. Er ist, so formuliert er es drastisch, „keine Denkmaschine, kein vernunftbegabter Körper. Er ist die Gewalt im Naturzustand und kann sich nur einer noch größeren Gewalt beugen.“7 Die gesamte koloniale Ordnung beruht für Fanon darauf, dass die Kolonisierten mit Gewalt unterdrückt werden. Die Gewalt des Kolonialismus ist allgegenwärtig – sie zeigt sich in der Ausbeutung, in der rassistischen Diskriminierung, in der militärischen Kontrolle und in der psychischen Unterwerfung der Beherrschten. Eine friedliche Befreiung sei eine Illusion, insbesondere dann, wenn es darum gehe, ein wirklich unabhängiges, nicht von neokolonialen Strukturen gelenktes System aufzubauen.
Fanon zeigt auch, wie das koloniale System in seinem Niedergang plötzlich Gewaltlosigkeit fordert – ein Konzept, das es zuvor nie beachtet hat: „Im Moment der entscheidenden Auseinandersetzung tritt die kolonialistische Bourgeoisie, die bis dahin immer ruhig geblieben war, in Aktion. Sie führt einen neuen Begriff ein, der im Grunde nur ein Produkt der kolonialen Situation ist: Gewaltlosigkeit.“8 Das zeigt sich bis heute: Auch in postkolonialen Ansätzen und Geschichtserzählungen werden Koryphäen des gewaltfreien Widerstands gegen rassistische und koloniale Unterdrückung wie Mahatma Gandhi und Martin Luther King immer wieder hervorgehoben, während die Realität des oft gewaltsamen und verlustreichen antikolonialen Widerstands allzu oft verschwiegen wird.
Fanon entlarvt das plötzliche Beharren auf Gewaltlosigkeit als taktisches Manöver. Während die Religion Unterdrückte zur Passivität ermutigt, sucht der Kolonialismus in seinem Zerfall aktiv nach Kollaborateuren: „Der Kolonialismus wirft sich begierig auf diesen unverhofften Fund, macht diese Überflüssigen zu seinen Gesprächspartnern und gibt ihnen im Handumdrehen die Unabhängigkeit, unter der Voraussetzung, dass sie die Ordnung wiederherstellen.“9 Wahre Befreiung bedeutet für Fanon daher mehr als formale Unabhängigkeit: Sie erfordert den Bruch mit kolonialen Strukturen und ihren Erfüllungsgehilfen. Fanon macht damit deutlich: Wer von echter Dekolonisation spricht, muss anerkennen, dass sie nicht nur ein politischer, sondern ein tiefgreifend revolutionärer Akt ist – und dass Gewalt dabei nicht nur eine mögliche, sondern eine notwendige Komponente ist.
Für Fanon ist Gewalt jedoch nicht nur ein Werkzeug zur politischen Befreiung, sondern auch ein Mittel, um die Menschlichkeit der Unterdrückten wiederherzustellen. Er beschreibt, wie die Kolonisierten durch den Akt des gewaltsamen Widerstands ihre Würde zurückgewinnen: „(…) das kolonisierte ‚Ding‘ wird Mensch gerade in dem Prozeß, durch den es sich befreit.“10 Gewalt ist für Fanon also nicht nur ein politisches, sondern auch ein psychologisches Instrument, das den Kolonisierten hilft, sich von den psychischen Folgen der Unterdrückung zu befreien. Damit wird Gegengewalt bei Fanon ein elementarer Bestandteil einer umfassenden und nachhaltigen Befreiung von der kolonialen Gewalt
Fanons Konzept der Gegengewalt gegen Unterdrückung und Ausbeutung ist weit über den Kontext der afrikanischen Befreiungskämpfe hinaus relevant. Er verdeutlicht damit den Widerspruch zwischen gerechter Gewalt – wie in diesem Falle der Widerstand – und systemisch gerechtfertigter Gewalt – der Gewalt durch das koloniale System. Das zeigt sich besonders in seiner Anprangerung der Heuchelei Europas, das bereits damals universelle Menschenrechte propagierte, während es gleichzeitig koloniale Unterdrückung ausübte. Er schreibt von einem „Europa, das nicht aufhört, vom Menschen zu reden, und ihn dabei niedermetzelt, wo es ihn trifft, an allen Ecken seiner eigenen Straßen, an allen Ecken der Welt.“11 Diese Kritik reicht weit über seine Zeit hinaus. Denn bis heute profitieren die Staaten des globalen kapitalistischen Zentrums von den seit dem Kolonialismus bestehenden Ungleichheiten und ökonomischen Abhängigkeiten – und halten diese weiterhin aufrecht.
Gewalt im globalen Kapitalismus
Im Jahr nach Erscheinen von ‚Die Verdammten dieser Erde‘ erlangte Algerien die Unabhängigkeit. Und auch in anderen Ländern fand die koloniale Unterdrückung ein Ende. Der formale Kolonialismus, wie er zur Zeit von Fanon noch bestand, gilt heute größtenteils als überwunden. Dennoch bestehen systemische Gewaltverhältnisse fort – häufig in subtileren Formen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen Zentrum und Peripherie setzt sich fort – zwar nicht mehr durch offene koloniale Herrschaft, sondern durch finanzielle Abhängigkeiten, ungleiche Handelsbeziehungen und forcierten neoliberalen Reformen, die ganze Gesellschaften destabilisieren.
Fanon hätte das vermutlich nicht überrascht: Schon in ‚Die Verdammten dieser Erde‘ warnte er davor, dass formale Unabhängigkeit allein keine echte Befreiung bringt. Die Werkzeuge der Unterdrückung haben sich nur gewandelt – heute sind es wirtschaftliche Mechanismen wie die hohe Verschuldung, die in vielen Staaten der Peripherie immer wieder zur Krise führt. Nach der Unabhängigkeit mussten ehemals kolonisierte Länder den Wiederaufbau ihrer Wirtschafts- und Sozialsysteme sowie staatlicher Strukturen finanzieren. Teils mussten sie hohe Kompensationen zahlen, wenn sie Unternehmen aus den imperialen Ländern verstaatlichen wollten. In den 1980er-Jahren führte das für viele Länder der Peripherie zu einer Schuldenkrise, die den Grundstein legte für die neokoloniale Einmischung in Folge der ‚Strukturanpassungsprogramme‘. Dabei handelt es sich um neoliberale Reformen wie Privatisierung, Steuersenkung und Öffnung der Märkte für transnationales Kapital, die der Internationale Währungsfonds (IWF) als Voraussetzung für Kredite und Zinserleichterungen forderte. Die hoch verschuldeten Staaten der Peripherie hatten häufig keine andere Wahl, als dem nachzugehen.12 Das Beispiel der Verschuldungskrisen zeigt, wie wenig selbstbestimmt finanziell abhängige Länder der Peripherie tatsächlich sind. Es ist daher kein Zufall, dass Konzerne aus den Ländern des imperialistischen Zentrums dort gute Voraussetzungen haben, um günstig Rohstoffe abzubauen und zu schlechten Arbeitsbedingungen zu produzieren. Während transnationale Konzerne und westliche Finanzinstitutionen profitieren, bleiben viele Länder der globalen Peripherie strukturell benachteiligt und wirtschaftlich abhängig.13
Dass diese finanziellen Abhängigkeiten und ungleichen Handelsbeziehungen nicht als Gewalt wahrgenommen werden, liegt an der allgemeinen Akzeptanz des globalen kapitalistischen Systems und der Deutungshoheit der Länder des imperialistischen Zentrums sowie ihrer Konzerne. Denn wie Fanon beispielhaft darlegt, wurde der Kolonialismus aus der Sicht Europas seinerzeit ebenso nicht als Gewalt aufgefasst. Wie gewaltvoll das heutige globale System auch auf einzelne Betroffene wirkt, wird besonders deutlich im Fall von Land Grabbing, also Landraub. Dabei handelt es sich um großflächige Aneignungen von Land, beispielsweise durch Privatisierungen von Boden und/oder natürlichen Rohstoffen in der Erde.14 Das passiert auf Kosten der Menschen, die darauf bisher leben. Sie haben dabei meist weder Mitspracherecht noch erhalten sie angemessene Kompensationen. Wenn sie keine formalen Eigentumstitel an dem Land, das sie bewohnen und bewirtschaften, haben, werden sie teilweise gänzlich übergangen. Betroffen sind davon vor allem Kleinbäuer*innen oder indigene Menschen. Land Grabbing bedeutet für sie den Verlust von Ackerland, Wasserquellen und kultureller Identität. Internationale Investoren und Agrarkonzerne profitieren von diesen Prozessen, indem sie riesige Flächen für den Exportanbau oder Rohstoffabbau nutzen können. Die Weiternutzung des Landes durch die bisher Nutzenden wird bei den Enteignungen kriminalisiert.15 Proteste gegen den Landraub oder Versuche, das Land weiter zu nutzen, führen dann zu massiver Repression – und hier wird die bisher indirekte Gewalt auch zu direkter, körperlicher Gewalt. Gesetzlich gilt diese Gewalt aber als gerechtfertigt. Während die kolonialen Mächte, wie von Fanon beschrieben, offen Gewalt anwandten, um ihre Herrschaft zu sichern, wird heute Landraub durch gesetzliche und administrative Maßnahmen legitimiert – ein struktureller Fortbestand kolonialer Gewaltmechanismen. Widerstand und Gegengewalt werden dem entgegen kriminalisiert und bestraft. Auch die Klimakrise kann als eine Form struktureller Gewalt verstanden werden. Die Umweltzerstörung trifft vor allem diejenigen, die historisch am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben, während die Industrienationen weiterhin die meisten Treibhausgase pro Kopf produzieren. Zunehmend führt darüber hinaus der Kampf um Ressourcen zu gewaltsamen Konflikten, während ökologisch destruktive Projekte oft unter dem Deckmantel wirtschaftlicher Entwicklung legitimiert werden.
Ob Widerstand als legitim oder als unzulässige Gewalt gilt, hängt dabei nicht nur von seinen Zielen, sondern auch von der Perspektive derjenigen ab, die über sie urteilen. Während strukturelle Gewalt – sei es wirtschaftliche Ausbeutung oder ökologische Zerstörung – oft als gegeben hingenommen wird, wird Widerstand dagegen häufig als illegitim dargestellt. Fanon zeigt, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelt: Die Deutungshoheit liegt meist bei denjenigen, die von der bestehenden Ordnung profitieren. Auch heute werden Protestbewegungen kriminalisiert, sobald sie etablierte Interessen herausfordern – eine Dynamik, die verdeutlicht, dass nicht nur Gewalt selbst, sondern auch ihre Wahrnehmung Teil politischer Kämpfe ist.
Gegengewalt darf kein Selbstzweck sein
Angesichts dieser anhaltenden strukturellen Gewalt in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht stellt sich die Frage, welche Mittel für den Widerstand legitim sind. Fanon sah in der Gegengewalt eine Möglichkeit zur Wiederherstellung der Menschlichkeit der Unterdrückten. Auch heute bleibt offen, inwieweit auch gewaltsamer Widerstand als notwendige Antwort auf fortdauernde Unterdrückung betrachtet werden kann. Ob es sich um indigene Bewegungen handelt, die ihr Land verteidigen, oder um Proteste gegen wirtschaftliche Ungleichheit: Der Kampf um Gerechtigkeit bleibt weiterhin eine zentrale Auseinandersetzung unserer Zeit.
Gleichzeitig ist auch für Fanon Gewalt kein Selbstzweck, sondern eine notwendige Phase auf dem Weg zur Wiederherstellung der Menschlichkeit der Unterdrückten. Sie dient nicht bloßer Zerstörung, sondern der Befreiung von kolonialen und strukturellen Zwängen. Wenn er auf Gewalt im Befreiungskampf beharrt, dann liegt das gerade nicht an einer grundsätzlichen Ablehnung friedlicher Mittel, sondern an seinem Verständnis des Kolonialismus als Gewalt: „Das Argument, das der Kolonisierte wählt, hat ihm der Kolonialherr geliefert“.16 Die Gewalt wählen die Kolonisierten im Befreiungskampf nicht aus einer irgendwie gearteten Lust an der Gewalt – Fanon zögert nicht, auch über die negativen Folgen des Befreiungskriegs zu schreiben –, sondern weil sie alternativlos war, um die Unabhängigkeit zu erlangen. In diesem Sinne ist Widerstand, ob gewaltsam oder nicht, stets an das übergeordnete Ziel gebunden, eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen weder unterdrückt noch ihrer Würde beraubt werden.
Frantz Fanons Konzept der Gegengewalt bleibt ein umstrittenes, aber zentrales Element in der Diskussion über Gerechtigkeit und Widerstand. Seine Analyse der kolonialen Gewalt und die Betonung der psychologischen und politischen Dimensionen des antikolonialen Widerstands bieten auch heute noch einen Anstoß, um strukturelle Gewalt zu erkennen und normative Glaubenssätze über gewaltsamen Widerstand zu hinterfragen. Fanons Ideen fordern uns dazu auf, die Ambivalenz von Gewalt anzuerkennen: Sie kann sowohl ein Mittel der Befreiung als auch ein Ausdruck der Verzweiflung oder Alternativlosigkeit sein. Gleichzeitig lädt Fanon zu einem kritischen Umgang mit gewaltsamem Widerstand ein, denn Gewalt darf nicht zum Selbstzweck werden – ihr Ziel muss die Überwindung von Gewalt sein. Die Herausforderung besteht darin, den richtigen Weg zu finden, der sowohl effektiv ist, aber gleichzeitig auch die Kosten und Risiken des Widerstands geringhält. Fanons Werk bleibt eine Aufforderung, darüber nachzudenken, was wir als gerechte Gewalt verstehen und welche wir verurteilen – und darüber, wie wir Unterdrückung und Ausbeutung beenden können.
1 Eckert, Andreas (2014): Frantz Fanon und sein Buch Die Verdammten dieser Erde. Bpb.de
2 Fanon, Frantz ([1952] 2013): Schwarze Haut, weiße Masken. Wien: Turia + Kant.
3 Kerner, Ina (2012): Postkoloniale Theorien zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag GmbH, S. 44.
4 Fanon, Frantz ([1961] 2020): Die Verdammten dieser Erde. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
5 Fanon 2020; Kerner 2012, S. 44.
6 Fanon 2020, S. 29.
7 Ebd., S. 51.
8 Ebd., S. 71.
9 Ebd., S. 61.
10 Ebd., S. 30.
11 Ebd., S. 263.
12 Harvey, David (2005): Der neue Imperialismus. Hamburg: VSA, S. 148-152.
13 Rahman, Lea (2024): Abhängiger Extraktivismus. Internationale Zwänge und Abhängigkeitsverhältnisse bei peripherem Rohstoffextraktivismus. Baden-Baden: Tectum.
14 Salzmann, Philipp (2014): (Kein) „Weiter wie bisher“? Landnahmen, Finanzialisierung und Widerstände im umkämpften Nahrungsregime. Journal für Entwicklungspolitik XXX (2), S. 69-91.
15 Prause, Louisa/Kirst, Sarah (2019): Landrechte. In: Brunner, Jan/Dobelmann, Anna/Kirst, Sarah/Prause, Louisa (Hg.): Wörterbuch Land- und Rohstoffkonflikte. Bielefeld: transcript, S. 225f.
16 Fanon 2020, S. 71.
Durch familiäre Fluchterfahrung habe ich früh ein Interesse für globale Gerechtigkeit und Antirassismus entwickelt. Frantz Fanons Arbeiten habe ich kennengelernt, als ich mich im Studium mit postkolonialen Theorien beschäftigt habe. Er hat mich besonders inspiriert, weil er in seiner antikolonialen Haltung im besten Sinne des Wortes kompromisslos ist – und weil er es schafft, diese Haltung mit komplexer Analyse zu verbinden. Mein persönliches Anliegen ist es, das vielschichtige Zusammenwirken globaler, lokaler, kultureller und ökonomischer Unterdrückungsverhältnisse zu verstehen. Dazu gehören post- und antikoloniale Ansätze genauso wie feministische Theorien und die ökologische Dimension.