Eine der wohl bekanntesten Ausführungen zur Frage der gerechten Gewalt findet sich bei Frantz Fanon in seinem 1961 erschienenen Buch Die Verdammten dieser Erde. Eindringlich beschreibt er darin die Auswirkungen des gewaltsamen Kolonialsystems auf die Kolonisierten und stellt fest, dass Dekolonisation notwendig mit ebensolcher Gewalt antworten muss: der Kolonialherr wird zum „Mann, den es zu töten gilt“1. Während die Thesen Fanons noch heute, wenn auch häufig undifferenziert, auf vermeintliche oder tatsächliche antiimperialistische Kämpfe angewendet werden, ist seine Rezeption durch den jüdischen Intellektuellen und Holocaust-Überlebenden Jean Améry nur wenig bekannt. Dabei kann gerade die Beschäftigung mit Amérys Lesart eine komplexere Auseinandersetzung mit Fanons Denken sowie mit der Frage der Gewalt selbst ermöglichen.
Die beiden Hauptwerke Fanons scheinen völlig unterschiedliche Bilder des Theoretikers zu vermitteln, die in der Rezeption oft verfestigt werden.2 Mit dem 1952 erschienenen Band Schwarze Haut, weiße Masken wird eine fragende Beschäftigung mit der eigenen Schwarzen Identität in Verbindung gebracht, die ihn zu einem wichtigen Vordenker der postkolonialen Theorie machte. Die Verdammten dieser Erde wird im Gegensatz dazu als eine antikoloniale Kampfschrift gelesen, in der Fanon von einer zweigeteilten Welt ausgeht und zur gewaltsamen Dekolonisation aufruft. Auch Améry erkennt einen Wandel vom einen zum anderen Werk, seine Rezeption beinhaltet allerdings beide Aspekte des Fanon’schen Denkens. So erkennt er sich in der empörten Klage über das eigene Verwiesen-Sein auf den Körper wieder, als die er Schwarze Haut, weiße Masken versteht, und beschreibt eine „in vielen Mäandern sich hinziehende Parallelität der Erfahrung des Autors mit der eigenen“3. Den Kampf gegen die Unterdrückung in Die Verdammten dieser Erde liest Améry als Fanons Versuch, sich selbst und die eigene Freiheit zu wählen. Auch in Bezug auf die hier von Fanon beschriebene Notwendigkeit der Gewaltausübung betont er, dass seine Situation als Häftling im Nationalsozialismus vergleichbar mit der des Kolonisierten sei. Amérys Lesart baut insofern eine Brücke zwischen den beiden Werken, als für ihn, wie für Fanon, aus der Verdammung auf die ihnen von außen zugeschriebene Identität die existentielle Suche nach der Überwindung dieser Fremdzuschreibung resultiert. Für beide Denker bilden daher einerseits die ohnmächtige Verzweiflung über die äußere Festschreibung und andererseits der Kampf gegen diese die zwei entscheidenden Pole ihres Denkens. Zugleich fungieren diese beiden Aspekte auch als Linse, durch die hier auf die Frage nach den Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten von Gewalt geblickt werden soll: Kann Gewalt zugeschriebene Identitäten überwinden? Ab welchem Grad an Verzweiflung ist Gewalt legitim? Und zuletzt: Wie viel Verzweiflung produziert wiederum die Gewalt?
Gegengewalt als Akt der Menschlichkeit
Eine erste Erwähnung findet Fanon in Amérys wohl berühmtestem Essayband Jenseits von Schuld und Sühne aus dem Jahr 1966. Die Gewalt eines Vorarbeiters in Auschwitz, so beschreibt es Améry in dem Essay Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein, beantwortet er in einem spontanen Akt der Rebellion selbst mit einem Faustschlag: „Was ich später in dem Buche von Frantz Fanon ‚Les damnés de la terre‘ […] theoretisch ausgeführt gelesen hatte, nahm ich damals vorweg, als ich meine Würde sozial durch einen Faustschlag in ein Menschenantlitz verwirklichte“4. Im Moment der absoluten Reduktion auf den Körper, kann es für ihn nur die Option der physischen Revolte geben. Im Kern einer solchen Gewalt – oder ‚Violenz‘ wie Améry sie lieber nennt – steckt für ihn der Wiedergewinn von Würde und insofern von Humanität. Fanon schreibt diesbezüglich: „[D]as kolonisierte ‚Ding‘ wird Mensch gerade in dem Prozeß, durch den es sich befreit“5. Dass dieser Aspekt für Améry zentral ist, wird bereits durch den Titel seines ausführlichen Essays zu Fanon nahe gelegt: Die Geburt des Menschen aus dem Geiste der Violenz.
Voraussetzung für eine derartig humanisierende Violenz ist allerdings bei Fanon wie bei Améry die Erkenntnis einer dualistischen Welt, deren Spaltung und Unterdrückung selbst unmittelbar gewalttätig ist. Nur ausgehend von der eigenen Erfahrung und Internalisierung von konkreter Gewalt lässt sich Amérys Erklärung für das befreiende Potential der Violenz verstehen, mit der er Fanon zu explizieren versucht: Während die Gewalt der Unterdrückenden inhuman ist, könne die Gegengewalt der Unterdrückten die Gleichheit im Menschsein nur dadurch erreichen, dass dieselbe Erfahrung von Leid hergestellt werde. Nur indem also der Vorarbeiter an Amérys Faustschlag leidet – so die Logik –, kann Améry seine eigene menschliche Würde wieder unter Beweis stellen. Améry wählt daher unverhohlener als Fanon den Ausdruck der rächenden Violenz. Aber auch der Täter, der in seiner Grausamkeit jede Menschlichkeit ablegt, wird durch die eigene Erfahrung von Leid und das Ende seiner Gewalttätigkeit von seiner Rolle befreit. Der Prozess des Menschwerdens ist dabei also ein doppelter: Sowohl das Menschsein des Opfers als auch das des Täters kann, Améry zufolge, erst durch den Racheakt wieder hervor treten.
Für Améry ist es außerdem wichtig zu erklären, dass Fanons Konzept nicht als Aggression missverstanden, sondern als „zugleich existentielle und historische Kategorie“6 erkannt werden muss. Diese zwei Dimensionen lohnen eine kurze gesonderte Betrachtung: Die existentielle – also für das Dasein des Subjekts zentrale – Bedeutung der Violenz ist eng geknüpft an Amérys und Fanons gemeinsame Bezugnahme auf Jean-Paul Sartres Existentialismus, der die Menschen als grundlegend frei und selbstbestimmt versteht. Die Vorstellung, sich als Subjekt stets neu entwerfen zu können, legt die Grundlage für die Idee, dass im Akt der Violenz die eigene Position als unterdrücktes Subjekt überwunden werden könne. So beschreibt Améry, wie der Faustschlag ins Gesicht des Vorarbeiters ihn seine Menschlichkeit wiedererlangen ließ, indem er sich als „revoltierender Jude“7 neu entwarf und so die nationalsozialistische Degradierung hinter sich ließ.
Die historische Dimension der Violenz zeigt sich in einem weniger partikularen und stärker universellen Blick auf die gesellschaftspolitische Bedeutung von Gegengewalt. In dem Aspekt der rächenden Violenz, die Humanität von Täter wie Opfer wiederherzustellen, liegt für Améry die Möglichkeit, in gewisser Weise die Zeit umzukehren. Die Bedeutung der Violenz als ein historisches Korrektiv wird deutlich, wenn er schreibt, dass die Violenz bei Fanon „geschichtlich gerechtfertigte und die Geschichte rechtfertigende, das heißt geschichtliches Recht herstellende, […] Aktion“8 sei.
Gleichzeitigkeit von Möglichkeit und Unmöglichkeit von Gewalt
In Die Geburt des Menschen aus dem Geiste der Violenz baut Améry seine Überlegungen zur Violenz auf dem persönlichen Eindruck einer Vergleichbarkeit von jüdischer und kolonialer Situation auf. So erkennt er seine eigenen Erfahrungen im Konzentrationslager beispielsweise in Fanons Beschreibungen des Neids auf die Lage der Unterdrückenden wieder, der sich als Zwietracht unter den Unterdrückten selbst äußert. Nur wenige Monate später erscheint allerdings mit Im Warteraum des Todes ein Essay, in dem er diesen Befund zu großen Teilen revidiert: In der Reflexion über die Lage im jüdischen Ghetto erkennt Améry, dass hier kein Neid mehr existiert, sondern eine so vollkommene Internalisierung von Minderwertigkeit, dass diese sich nur noch in Angst und Flucht niederschlagen kann. Ein gewalttätiges Aufbegehren wird zum „unmöglich scheinenden, von vornherein zum Scheitern verurteilten Kampf“9.
Trotz dessen liest sich Im Warteraum des Todes im weiteren Verlauf nicht als Abschied vom Konzept der Violenz. So hält Améry an der Notwendigkeit von Violenz als sinnvollste Antwort auf die Unterdrückung fest. Dabei steht nun allerdings nicht mehr die Möglichkeit im Raum, die eigene Würde wiederzugewinnen, sondern der Widerstand wird zum durchaus verzweifelteren Versuch, sich noch in der Unentrinnbarkeit des Todes einen letzten Rest an Freiheit zu bewahren. In Amérys Analyse bleibt den Menschen im Ghetto in ihrer Isolation lediglich die Möglichkeit, in der suizidalen Revolte den Zeitpunkt ihres Todes frei zu wählen. Gerade dieses hoffnungslose Aufbegehren stellt für Améry die „reinste Form redemptorischer Gewaltanwendung“10 dar.
Im Gegensatz zu Lesarten, die hier einen Bruch in der Auseinandersetzung mit Fanon erkennen11, möchte ich vorschlagen, Im Warteraum des Todes eher als konsequentes Weiterdenken seiner Fanon-Interpretation zu verstehen. Tatsächlich findet eine Abgrenzung von Fanon statt, allerdings nicht auf der konzeptuellen Ebene von Violenz, sondern auf der historisch konkreten: Es ist eben nicht die koloniale Situation – hier kann es noch Hoffnung auf tatsächliche Befreiung geben –, sondern die Situation des Ghettos und Konzentrationslagers, die Améry zum Exempel für die Bedeutung von Violenz erhebt.12 Nur in der verkehrten Logik der nationalsozialistischen Welt kann Gewalt als Gegengewalt Humanität herstellen: „Negation der Negation, wenn irgendwo, irgendwann dies mehr war als anzweifelbare dialektische Akrobatik, dann im nazideutschen Ghetto!“13. Diese Überlegung scheint aber größtenteils rein hypothetisch zu bleiben, da Améry ja zugleich erkennt, dass Widerstand in Anbetracht der durchdringenden Internalisierung der Gewalt eigentlich unmöglich war. Damit untergräbt Améry in seinem Weiterdenken von Fanons Konzept am Ende vielleicht selbst die tatsächliche Möglichkeit erlösender Violenz, da diese erst legitim würde in einem System, in dem jede Handlungsfähigkeit bereits unmöglich geworden ist.
Engführung des Widerspruchs
Das verzweifelte Subjekt, das Améry insbesondere in Schwarze Haut, weiße Masken entdeckt, schreit an gegen seine Unterdrückung. Dieses Anschreien steht am Ausgangspunkt einer Suche nach Freiheit von Fremdbestimmung, die Améry wie Fanon zur Gewalt führt. Wenn nun allerdings ab einem gewissen Grad an Verzweiflung und Unterdrückung nur die Violenz humanisieren kann, aber diese zugleich erst befreiend wirkt an einem Punkt maximaler Handlungsunfähigkeit, lässt sich dann überhaupt noch Widerstand denken?
In Amérys Essay Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein setzt dieser sich mit der gesellschaftlichen Zuweisung des Jüdischseins auseinander: Da er auf Grund seines katholischen Aufwachsens auf dem oberösterreichischen Land keinen Zugang zu einer religiösen jüdischen Identität hat, begegnet ihm sein Jüdischsein unausweichlich in der nationalsozialistischen Erfahrung des absoluten Würdeentzugs, mit der keinerlei Identität, sondern im Gegenteil ein Todesurteil einhergeht.14 Analog zur Frage nach Möglichkeit oder Unmöglichkeit von Gewalt zeigt sich hier ein Paradox: Einerseits ist es nicht möglich, die omnipräsente Fremdzuschreibung zu verleugnen, ohne jeglichen Bezug zur Realität zu verlieren, andererseits kann die Fremdzuschreibung als Todesurteil auch nicht angenommen werden, ohne sich selbst zu verleugnen. Dem entwürdigten Menschen bleibt insofern nichts anderes als der Versuch, „die Gesellschaft von seiner Würde [zu] überzeugen, indem er sein Schicksal auf sich nimmt und sich zugleich in der Revolte dagegen erhebt“15. Die (unmögliche) Annahme der eigenen Positionierung wird so zur Voraussetzung ihrer Überwindung.
So versteht Améry auch den Moment des Faustschlags als Annahme des Todesurteils und gleichzeitige physische Rebellion dagegen. Im Akt der Violenz wird also ein völlig unannehmbares Urteil angenommen, womit die notwendige Widersprüchlichkeit des Améry’schen Konzepts von Violenz deutlich wird. In der existentiellen Situation der nationalsozialistischen Vernichtung vollzieht Améry die absolute Zuspitzung seiner eigenen Überzeugung, der Mensch müsse seine Situation annehmen, um sie zu überwinden. Wenn einem Menschen jedes Menschsein abgesprochen wird, wie sollte er diese Nicht-Menschlichkeit annehmen können? Wie sollte er aus der Nicht-Menschlichkeit heraus seine Menschlichkeit behaupten können? Der Widerspruch entpuppt sich als unauflösbar und gerade die Anerkennung der Unauflösbarkeit steht vielleicht am Ausgangspunkt jeden Aufbegehrens.
Abschied von der Gewalt?
Verabschiedet sich Améry am Fluchtpunkt seiner Widersprüchlichkeit schlussendlich also von jeder realen Hoffnung in die Gegengewalt? Ja und Nein zugleich. Gerade aus der hoffnungslosen Situation des Nationalsozialismus speist sich schließlich seine Hoffnung auf ein widerständiges Jüdischsein. Fest steht allerdings auch, dass die Hoffnungslosigkeit der Juden*Jüdinnen im Nationalsozialismus die Violenz zwar theoretisch human machte, aber zugleich praktisch verunmöglichte: In der konkreten Geschichte der nationalsozialistischen Vernichtung kam es kaum zu Gegengewalt. So wird auch Amérys Zurückweisung der Gewalt in einem kurz vor seinem Tod geführten Gespräch mit Ingo Hermann verständlich: „Es ist wahr, ich habe […] positiv über Gegengewalt als unterschieden von der Gewalt des Staates gesprochen. Ich muß das korrigieren, weil die Geschichte es korrigiert hat“16.
So sehr Améry die konkrete, historische Möglichkeit der Gewalt verwirft, so wenig kann dies auf ihre existentielle Bedeutung angewandt werden. So hält er auch für die Zeit nach dem Nationalsozialismus an einem rächenden Moment fest, das in seinem Konzept des Ressentiments liegt und darin eine erstaunliche Ähnlichkeit zur Gegengewalt bei Fanon zeigt.17 Das Ressentiment versteht er als unversöhnliches Festhalten an der Vergangenheit, das – und hier liegt die Parallele zu seinem Verständnis von Violenz – Menschlichkeit herstellen kann, indem es dem Täterkollektiv die eigenen Untaten vorhält. Insofern kann auch das Ressentiment, Améry zu Folge, das Unrecht auf moralischer Ebene ungeschehen machen: „Der sittliche Mensch fordert Aufhebung der Zeit […]: durch Festnagelung des Untäters an seine Untat. Mit ihr mag er bei vollzogener moralischer Zeitumkehrung als Mitmensch dem Opfer zugesellt sein“18.
Hier zeigt sich letztlich wieder die bekannte Ambivalenz: Auf der einen Seite steht die Verzweiflung darüber, stets an die Vergangenheit gebunden zu bleiben, auf der anderen nach wie vor der Versuch, einen Weg in die Zukunft zu finden. Die Gleichzeitigkeit von Ohnmacht und Revolte und die Bereitschaft Widersprüche auszuhalten, durchzieht Amérys gesamtes Denken und findet auch darin eine gewisse Ähnlichkeit zu Fanons Perspektive auf Gewalt. Denn auch wenn Die Verdammten dieser Erde gemeinhin als eine zur Gewalt aufrufende Kampfschrift gelesen wird, widmet Fanon zugleich ein ganzes Kapitel den psychischen Folgen des algerischen Befreiungskampfs und damit der expliziten Darstellung jener Verzweiflung, die wiederum selbst aus der Gewaltanwendung folgen kann19: „[U]nsere Handlungen hören niemals auf, uns zu verfolgen“20.
1 Fanon, Frantz: Die Verdammten dieser Erde, 19. Auflage, Frankfurt a.M. 2021, S. 42.
2 Vgl. Cheyette, Bryan: Diasporas of the Mind. Jewish and Postcolonial Writing and the Nightmare of History, New Haven / London 2013, S. 43ff.
3 Améry, Jean: Die Geburt des Menschen aus dem Geiste der Violenz, in: Ders.: Widersprüche, Frankfurt a.M. / Berlin / Wien 1980, S. 147-163, hier S. 147.
4 Améry, Jean: Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein, in: Ders.: Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten, 2. Auflage, Stuttgart 1980, S. 130-156, hier S. 142.
5 Fanon, Die Verdammten dieser Erde, S. 30.
6 Améry, Die Geburt des Menschen aus dem Geiste der Violenz, S. 154
7 Améry, Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein, S. 142.
8 Améry, Die Geburt des Menschen aus dem Geiste der Violenz, S. 155.
9 Améry, Jean: Im Warteraum des Todes, in: Ders.: Widersprüche, Frankfurt a.M. / Berlin / Wien 1980, S. 213-232, hier S. 217.
10 Améry, Im Warteraum des Todes, S. 222.
11 Vgl. Fiedler, Lutz: „Schicksalsverwandtschaft“? Jean Amérys Fanon-Lektüren über Gewalt, Gegengewalt und Tod, in: Naharaim, Vol. 11 (1-2), 2017, S. 133–165, hier S. 156.
12 Vgl. Cheyette, Diasporas of the Mind, S. 93f.
13 Améry, Im Warteraum des Todes, S. 229.
14 Vgl. Vivaldi, Jean-Marie: Reflections on Jean Améry. Torture, Resentment, and Homelessness as the Mind’s Limits, Cham 2018, S. 107.
15 Améry, Über Zwang und Unmöglichkeit, Jude zu sein, S. 140.
16 Améry, Jean: Der Grenzgänger. Gespräch mit Ingo Hermann in der Reihe ‚Zeugen des Jahrhunderts‘, hrsg. v. Ingo Hermann, Göttingen 1992, S. 32.
17 Vgl. Fareld, Victoria: Entangled memories of violence: Jean Améry and Frantz Fanon, in: Memory Studies, Vol. 14 (1), 2021, S. 58-67, hier S. 64.
18 Améry, Jean: Ressentiments, in: Ders.: Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten, 2. Auflage, Stuttgart 1980, S. 102-129, hier S. 116.
19 Vgl. Shatz, Adam: The Rebel’s Clinic. The Revolutionary Lives of Frantz Fanon, London 2024, S. 316ff.
20 Fanon, Die Verdammten dieser Erde, S. 260.
Auf die Beschäftigung Amérys mit Fanons Denken stieß ich durch das Seminar „Umkämpfte Erinnerungen“ bei Dr. Liliana Ruth Feierstein und Dr. María do Mar Castro Varela. Dass sich ein wichtiger Intellektueller der Beschäftigung mit dem Holocaust in den Arbeiten eines antikolonialen Vordenkers wiederfand, schien die Möglichkeit eines Brückenschlag zwischen jüdischen Studien und postkolonialer Theorie vorzugreifen. Im Nachdenken über die Texte faszinierte mich die selbstverständliche Widersprüchlichkeit in Amérys Schreiben, aber auch die Frage danach, wie sich existentialistische Vorstellungen von Befreiung am Holocaust brachen.