(leben) bar jedweder gewalt, ein ding der unmoeglichkeit? um diese frage moeglichst sinnvoll zu klaeren, empfiehlt es sich wahrscheinlich, erst einmal gewalt an sich – zuzueglich der zugrunde gelegten weltanschauung – zu definieren & im naechsten schritt – & weit ueber diesen kurzen initaltext hinaus … – kritisch zu ueberlegen & abzuwaegen, worin keine laege bzw. auszudifferenzieren, welche art davon & ab welcher auspraegung – dimension – wir sie als problematisch betrachten sollten, moechten oder muessten.
wagen wir daher – zur vorbeugung eines verzettelns in unwesentlichen details – eine auszergewoehnlich reduzierte, philosophische begriffsbestimmung: gewalt, ein uebergriff auf das andere, mit der spirituell anmutenden ergaenzung, das andere bin auch ich (was, konkreter, gewalt gegen uns selbst meint).
auf diese aussage hin liesze sich bereits jetzt schon behaupten, im prinzip alles, auszer nichtexistenz, nichtsein, waere gewaltsam, insofern – wichtig! – wir von eindeutig voneinander geschiedenen, scheidbaren, unablaessig metamorphosen ausgelieferten entitaeten, wesenheiten – ichs – ausgingen, denn dann koennte nichts geschehen, ohne eine dessen grenzen neu auslotende auf dasselbe uebergreifende beruehrung des anderen (durch ein anderes anderes …). allerdings wird die totalitaet unserer diesbezueglichen, uns amuesanterweise praezise trennschaerfe vorgaukelnden unterscheidungen unscharf, gewissermaszen tendenziell willkuerlich auf einer von der rein phaenomenologisch fassbaren gesonderten ebene der zuschreibungen getaetigt: deine wirklichkeit ist nie meine. postulieren wir dahingegen die alleinheit, das konzept des wandels – sowie, mich anlehnend an byung-chul han, der abwesenheit …?1 –, unser naht- & stufenlos ineinander flieszen, – o, blicke ich aufs meer, meine ich wellen auseinanderhalten zu koennen, dennoch sie einfach nur erscheinungsformen des meeres sind, ohne bestand; das wasser nahm ihre form an; ich werde keine dieser wellen jemals wieder aus dem meer ausdifferenzieren koennen! – aendert sich die perspektive kategorisch & nichts wuerde, laut unserem ausgangsvektor, noch unter die bezeichnung gewalt fallen – kein ego, kein anderes, kein subjekt, kein objekt. derlei mag derweil zwar eine ideale & moeglicherweise fluid zutreffende realitaet umreiszen, nicht aber die, die uns schier omnipraesent auf nahezu saemtlichen kanaelen gleich der einzig erlaubten wahrheit dargebracht & damit quasi unumgaenglich aufgezwungen wird: permanent auseinandersetzungen, wettbewerb, kriege, im kleinsten wie im groeszten, um befugnisse, zustaendigkeiten, besitz, eigentum usw. usf. – sprich: um macht. korrekt!; untrennbar miteinander vermaehlt, das konzept der macht mit dem der gewalt: macht, mitunter nur vermeintliches potenzial – gewalt, tatsaechliche, wahrnehmbare ausuebung? nichtsdestotrotz zumindest mir – ? – ein nuetzlicher orientierungswert – jener des wandels & seiner konsorten, naemlich –, gen den ich strebe, weil er mir absolut gesehen tragbarer & einleuchtender zu sein scheint.
verharren wir jedoch dort – wir verharren jedoch dort … –, wo wiruns notgedrungen meist aufzuhalten haben, in unserem sozial & kulturell determinierten alltag, zusammen mit der masse derer, die seine protagonist:innen bilden. addieren wir nun zur gewalt ein weiteres – ?! – obskures konstrukt, par exemplum das der gerechtigkeit, erhalten wir zusehends opakere & via idealismen – irgendwann fanatismen – & dogmen zerfurchte, je nach haltung der damit hantierenden, radikal unterschiedliche schablonen. was uns zwangslaeufig zu situativ legitimierter gewalt fuehrt.
los, tangieren wir unsere krux!: gerechte gewalt, ein dem moralischen auge der beobachter:innen gemaesz angemessenes mittel zum zwecke, mit der herausforderung, einzelfallweise genauer hinzusehen & eben hoffentlich keine stur starren, gnadenlosen raster zur beurteilung darueber zu legen. mein persoenliches problem – anm.: ich neige dem anarchismus zu – mit dem attribut gerecht, indes, besteht in dem jeglicher konstruktivistischen relativitaet vollkommen kontraeren umstand seiner suggestion einer annaeherungsweise holistischen – gesamtgesellschaftlichen – allgemeingueltigkeit. das heiszt, zum urspruenglichen, vielleicht laengst beendeten, etwaig materiell stattgefunden habenden singulaeren konflikt kommt der ihn ausdehnende, marginal endgueltig loesbare seiner ethischen verortung zur zufriedenheit der mindestens mehrheit innerhalb der grundsaetze verhaltensregulierender, uebergeordneter instanzen, welche, wiederum, eventuell von ihnen nicht allein dahingehend divergierende – nationen, staaten, gruppen, gruppierungen … – bekaempfen. vormachtstellungen zur unterdrueckung nicht dermaszen rueckhaltversehener positionen: das perfide tautologische kalkuel der herrschenden ihre gewaltausuebungen zu rechtfertigen, indem sie gewaltsam ihre gewalt zu einer gerecht genannten stilisieren. entsprechend halte ich bewertungen mit fanalcharakter fuer schwierig respektive kontraproduktiv bezueglich eines profund harmonischen, arm an tiefer verletzender gewalt funktionierenden miteinanders. meine einschaetzung eines gewaltbezogenen ereignisses sagt m.e. auszerdem rein gar nichts darueber aus, inwiefern irgendeine gewaltausuebung darin objektiv – ? – angebracht gewesen waere & haette sein koennen, sondern lediglich etwas ueber mich & die durch mich vertretenen werteskalen. selbstverstaendlich, keineswegs ein falscher ansatz, vielmehr, im gegenteil, eine der wenigen fuer uns gangbaren herangehensweisen, blosz, fundamental notwendig, zur vorbeugung manipulativer verzerrender missbrauchsoptionen, ihn reflektiert kontextuell adaequat einzuordnen.
1 byung-chul han; abwesen; merve verlag 2007: byung-chul han beschreibt mit seinem „abwesen“, einem sich aufloesen & spurlos aufgehen, in dem, was einen mit sich nimmt, das oestliche gegenstueck zur westlich forcierten ich-praesenz, dem traurigen ideal dessen, sich mutwillig zu konservieren &, aus seinen umstaenden herausragend, ruecksichtslos zu verewigen zu suchen.
paedagogisches dauerthema & viel zu oft unreflektiert als erreichbares ideal dargestellt – insbesondere so bei theoriegesaettigten veranstaltungen –, daher mein impuls – ich arbeite im kindergartenbereich –, mich intensiver mit gewalt – bzw. gerechter gewalt – auseinanderzusetzen: gewaltfreie erziehung. erziehung ohne zwang & damit gewalt, denselben durchzusetzen, undenkbar. unser alltag ist durchsetzt von situationen, in denen kinder – psychisch, physisch, geistig & sozial – zu handlungen & nichthandlungen genoetigt werden, die nicht ihrem willen & ihren wuenschen entsprechen – allein schon, was wir unter sozialisation verstehen.