Schattenreich Westsahara: Die vergessene Besatzung

„Ich kann mich gut an den Moment erinnern, als es öffentlich wurde, dass die UN sich in der Westsahara engagieren will. Es kam in den Nachrichten um acht Uhr. Ich war bei meiner Familie im Flüchtlingslager und alle Leute kamen raus. Sie haben angefangen zu feiern, zu singen. Es war wie eine große Party. Viele Menschen hatten gegen Marokko direkt an der Front gekämpft, auch mein Vater. Und man hat sich total gefreut: `Jetzt ist Ende mit dem Krieg, es ist zu Ende mit dem Tod. Wir werden zurückkehren in unser Land und unsere Ziele erreichen, für die wir 16 Jahre gekämpft haben.´ Die Menschen im Flüchtlingslager haben angefangen ihre Sachen zusammenzupacken. Es wurden Listen gemacht, wohin man gehen möchte, in welche Stadt. Alle haben ihren Umzug vorbereitet. Wir waren ja 16 Jahre im Flüchtlingslager. Die Leute haben neue Nachbarn gehabt, die Kinder sind zusammen aufgewachsen. Und weil sie in verschiedene Städte gehen würden, haben sie mental angefangen, sich voneinander zu verabschieden. Im Flüchtlingslager haben die Leute in Zelten gelebt und die meisten hatten damals einen kleinen Raum aus Lehm, den die Frauen selber gebaut hatten, mit Blechdächern. Und was haben die Leute gemacht? Sie haben diese Blechdächer runtergenommen und daraus eine Kiste gebaut. Um ihre wertvollen Sachen mitzunehmen. Alle waren bereit. Und diese Kisten stehen heute noch vor den meisten Zelten in den Flüchtlingslagern. 34 Jahre später.“

Das ist die Geschichte von Nayat Handi. Sie ist eine Sahraui und damit Teil des Volkes der Westsahara. Das Land, aus dem sie kommt, wird oft als letzte Kolonie Afrikas bezeichnet. Viele verschiedene Mächte waren im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte an dem Gebiet interessiert. Es beherbergt eines der größten Phosphatvorkommen der Welt. Phosphat wird für die Produktion von Düngemitteln benötigt. Deshalb ist es für die Landwirtschaft von großer Bedeutung. Außerdem sind die Gewässer vor der Küste extrem fischreich. Wer die Rechte daran besitzt, kann viel Geld verdienen. Für die Sahrauis bedeutete dieser Ressourcen-Reichtum bisher aber vor allem Leid.

Im Jahr 1884, einem Meilenstein des Kolonialismus, wurde die Westsahara im Rahmen der Berliner Afrika-Konferenz Spanien zugesprochen (Balboni, S. 1 f). Spanien besetzte das Gebiet für knapp über 90 Jahre, bis der Druck zu groß wurde. Die Sahrauis leisteten starken Widerstand und auch die internationale Gemeinschaft war nicht mehr einverstanden mit der Besatzung. Eine neue Welle der Dekolonialisierung hatte begonnen. In deren Sog setzte die UN die sogenannte „Spanisch-Sahara“ auf die Liste der zu entkolonialisierenden Länder. Das sogenannte Selbstbestimmungsrecht der Völker erklärte: Alle Völker sollten in der Lage sein, ihren politischen Status frei zu bestimmen und ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung so zu verfolgen, wie sie es wollten. Doch als sich Spanien 1975 aus der Westsahara zurückzog, kamen Marokko und Mauretanien. Marokko betrachtete die Westsahara als Teil seines historischen Territoriums und strebte die Schaffung eines „Großmarokkos“ an. Mauretanien wollte seinen Einfluss in der Region ausweiten. Der internationale Gerichtshof wies die Ansprüche Marokkos und Mauretaniens zwar zurück, Konsequenzen hatte es aber erstmals keine (Allan und Trinidad, S. 1).

Vertreibung und Besatzung

Der sogenannte Grüne Marsch im Jahr 1975 zeichnete den Beginn der marokkanischen Besatzung. An diesem Tag schickte Marokkos König Hassan II. 350.000 unbewaffnete Zivilisten auf einen „Friedensmarsch“ in die Westsahara, um Spanien zur Übergabe zu bewegen. Zuvor war bereits marokkanisches Militär in das Gebiet eingedrungen und danach folgten weitere schrittweise Übernahmen. In Nayats Erinnerung bleibt vor allem ein Gefühl der Angst aus dieser Zeit zurück. Im Jahr 1976 floh sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Algerien.

„Wir flohen damals in einem Land Rover, in dem fünf Familien mit vielen Kindern unterkamen. Das marokkanische Militär verfolgte uns, bis wir die algerische Grenze erreichten. Meine Mutter, meine Tante, ich erinnere mich an ihre Furcht. Wir alle hatten Angst. Es gab sogar Bombardierungen in verschiedenen Städten. Als wir im Flüchtlingslager ankamen, ging die Angst vor Verfolgung und Angriffen nicht weg. Die nächsten Jahre hatten alle Familien Bunker unter ihren Zelten. Sie haben ständig geübt, sich zu verstecken, mit Sirenen. Es kam Gott sei Dank nicht dazu, dass Marokko die algerische Grenze überschritten hat und Sahrauis auf algerischem Boden angriff. Aber die davor Angst war sehr präsent.“

Aufgrund der großen Angst vor weiterer Verfolgung, blieb Nayat nicht lange im Flüchtlingslager. Sie war zu diesem Zeitpunkt sieben Jahre alt und ihre Eltern beschlossen, sie und ihren kleinen Bruder wegzuschicken. In ein Internat außerhalb des Lagers in Algerien. Auch, weil es keine Schulen im Flüchtlingslager gab. So wurden Nayat und viele weiteren sahrauische Kinder auf verschiedene Orte in Algerien verteilt.

„Unsere Eltern haben uns damals weggeschickt, weil sie dachten es wäre die einzig gute Möglichkeit, ihre Kinder in Sicherheit zu wissen. Wenn ich jetzt mit meiner Mutter rede, weiß ich erst, wie schwierig es war, sich von den Kindern zu trennen. Mit mir in der Schule war auch mein jüngerer Bruder, und manche Kinder waren erst im Kindergarten-Alter. Es gab zuerst keine Möglichkeit, unsere Eltern in den Ferien zu sehen. Erst nach drei Jahren konnten wir in den Sommerferien zurück und ab diesem Zeitpunkt haben wir sie einmal jährlich besucht. Aber abgesehen von diesen emotionalen Schwierigkeiten, sind wir sehr gut aufgenommen worden im Internat. Wir haben alles bekommen, was wir brauchten: Schulbücher, Kleidung, Essen. Wir waren zusammen mit vielen anderen Sahrauis und kamen alle unter den gleichen Umständen dorthin. Das hat es für viele einfacher gemacht. Und wir hatten sogar sahrauische Betreuerinnen. Sie haben sich darum gekümmert, dass im Internat alles gut funktioniert, dass wir unsere Sprache und unseren Dialekt weiterpflegen. Wir waren eine sahrauische Community innerhalb der algerischen Ortschaften.“

Die Kooperationen mit verschieden Ländern, in denen die Sahrauis unterkamen, wurden organisiert von der „Polisario Front“. Nayat begann bereits während ihrer Schulzeit sich dort zu engagieren und wurde später zur Vertreterin der Organisation in Deutschland. Die Polisario Front war und ist Marokkos stärkster Gegenspieler in der Westsahara-Frage. Sie wurde im Jahr 1973 mit dem Anliegen gegründet, für die Unabhängigkeit der Westsahara zu kämpfen. Nach dem Rückzug Spaniens rief die Polisario 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahraui (SADR) aus. Die Westsahara war ab diesem Zeitpunkt in zwei Gebiete aufgeteilt: Die sogenannte „Freie Zone“, kontrolliert von der Polisario Front, und das von Marokko besetzte Gebiet. Gegen ihre Besatzer ging die Polisario auch militärisch vor. Mauretanien gab dem starken Widerstand 1979 nach und unterzeichnete einen Friedensvertrag mit der Polisario. Daraufhin übernahm die Polisario Mauretaniens Gebiet und konnte das eigene erweitern (Balboni, S. 1f). Dennoch bleiben zwei Drittel des Landes besetzt von Marokko und dort liegt auch der größte Teil der Ressourcen.

Abgeschottet hinter Mauern aus Sand

Heute herrscht wieder Krieg zwischen der Polisario Front und Marokko. Ein fast 30 Jahre währender Waffenstillstand, der von der UN organisiert worden war, brach am 13. November 2020, als marokkanische Truppen in die demilitarisierte Zone eindrangen. Daraufhin erklärte die Polisario Marokko den Krieg. In der freien Zone leben deshalb nur noch sahrauische Soldaten. Vom marokkanisch-kontrollierten Gebiet trennt sie eine circa 2700 Kilometer lange Mauer aus Sand, Steinen und Stacheldraht. Marokko baute diese Mauer zwischen 1981 und 1987 als militärische Verteidigungsstruktur. Sie sollte das Eindringen von Rebellen in die besetzten Gebiete verhindern. Wer versuchen will sie zu überqueren, muss sie erstmal erreichen. Um sie herum erstrecken sich über Kilometer hinweg Antipersonenminen. Niemand, der nicht von Marokko autorisiert wurde dies zu tun, kommt rein. Rauszukommen ist zwar nicht unmöglich, bedeutet aber auch Widerstand aufzugeben. Für viele Sahrauis kommt der Abschied deshalb nicht in Frage.

„Ein großer Teil meiner Familie ist noch unter der Besatzung. Jahrelang war es nicht möglich, zu ihnen Kontakt zu haben, weil es kein Internet gab. Die Westsahara ist ja sonst zu. Man lässt keine Journalisten rein, keine internationalen Beobachter. Und das ist auch ein Teil der Erklärung, warum kaum jemand über die Westsahara Bescheid weiß. Marokko will nicht, dass man von diesem Konflikt erfährt. Und warum versteckt man das? Weil Marokko Angst hat, dass die Leute erzählen, dass sie unter Druck sind. Dass sie oft ins Gefängnis gesteckt werden, ohne Gerichtsverhandlungen. Heute hört man wieder Dinge von dort. Das ganze Land ist ein großes Gefängnis. Man kann es nicht verlassen. Man hat kaum die Möglichkeit, dass Leute von außen kommen. Bis auf nach Dakhla vielleicht. Dakhla ist jetzt touristisch geworden und da kommen viele Surfer hin. Aber die sollen sich nicht mit Einheimischen mischen. Und wenn sie das wirklich tun, dann werden sie halt rausgeschmissen aus dem Land. Das ist die Situation der Besatzung.“

Aber wie konnte es eigentlich so weit kommen?

Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten. Als die UN sich dem Konflikt in der Westsahara widmete, dachte man eigentlich die Sache wäre schnell abgehakt. 1991 begann die „United Nations Mission für das Referendum in der Westsahara“, kurz MINURSO. Wie bereits im Namen erkennbar, wollte die UN ein Referendum organisieren, in dem die Sahrauis zwischen der Unabhängigkeit und der Integration in den marokkanischen Staat wählen. So sollte dem Recht der Sahrauis auf Selbstbestimmung nachgekommen werden und nach der Wahl wäre die Sache dann erledigt. Allerdings hat bis heute niemand gewählt.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Im Zentrum stand immer der Streit darüber, wer überhaupt im Referendum wählen darf. Ausschlaggebend für die UN war, dass die wählenden Personen eine Verbindung zur Westsahara haben. Um diese Verbindung zu prüfen, wurde eine sogenannte Identifizierungskommission eingesetzt. Von den 64,188 Bewerbern Marokkos, erklärte sie 2,135 Personen zu Wahlberechtigten. Also circa 3 Prozent (Zunes and Mundy, p. 213). Marokko gefiel das natürlich nicht, und so wurde immer wieder Einspruch eingelegt. Dies ging so lange hin und her, bis man 1999 – bei einem Einspruch Marokkos in knapp 48,000 Fällen – sagte, dass das Referendum praktisch undurchführbar sei (Zunes and Mundy, S. 212 f). Auch heute noch hat die MINURSO theoretisch die Aufgabe, das Referendum zu organisieren. Der Prozess ist aber schon vor langer Zeit ins Stocken geraten. Nayat blickt heute enttäuscht auf die UN.

„Die Enttäuschung über die UN ist heute so groß wie die Freude damals. Über 30 Jahre hinweg hat die UN das Thema zweimal jährlich besprochen. Das MINURSO-Mandat wurde immer wieder verlängert, aber nie verbessert. Und irgendwann haben die Leute festgestellt, dass die UN und die internationale Gemeinschaft gar nicht bemüht sind, das Problem zu lösen. Sie sind nur da, um das Problem zu verwalten.“

Dag Hammarskjöld, der zweite Generalsekretär der Vereinten Nationen, erklärte 1954: „The UN was not created to take mankind to heaven, but to save humanity from hell.“ (Hammarskjöld 1954; cited in Hilmy, p. 8) Die UN hat also Grenzen in dem, was sie erreichen will oder kann. Das wusste man schon 1954.

Teilweise kommen diese Grenzen von außen. Zum Beispiel, weil die UN die Souveränität der Staaten achten muss und zu viel Einmischung manchmal auch nicht gewollt ist. Den größten Einfluss haben aber die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates: China, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Russland und die Vereinigten Staaten. Nach der UN-Charta ist der Sicherheitsrat mit der „Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit“ (Heinz, W. S., & Litschke, P., S. 7f) betraut. International besteht daher oft die Erwartung – oder Hoffnung – dass er als repräsentatives Organ der internationalen Gemeinschaft gegen Menschenrechtsverletzungen vorgeht. Diese Hoffnung steht jedoch in einem gewissen Spannungsverhältnis mit dem Wesen des Rates: Er ist kein Gericht oder akademisches Expertengremium, sondern eine Ansammlung von Staaten mit ihren ganz eigenen nationalen Interessen (ebd., S. 37).

Im Falle der Westsahara begünstigen diese Interessen eher Marokko und nicht die Sahrauis. Vor allem Frankreich und die USA unterstützten Marokko mit dem Ziel, `Sicherheit und Ordnung´ in Nordafrika aufrechtzuerhalten. Marokko ist ihr Bezugspunkt und Partner, über den sie Einfluss auf die Region ausüben. Und auch Marokko ist in einer gewissen Machtposition. Das Land ist einer der wichtigsten Ausgangspunkte für Migranten, die versuchen über den Seeweg nach Europa zu gelangen. Das bringt eine gewisse Verhandlungsbasis mit sich, die Marokko zu nutzen weiß. Hinzu kommen simple wirtschaftliche Interessen. Die Westsahara ist gesegnet oder verflucht mit reichen Ressourcen. Die EU unterhält auch heute noch Handelsbeziehungen zu Marokko, in denen diese Ressourcen ausgebeutet werden. Das macht sie empfänglicher für die Interessen Marokkos (Balboni, S. 9f).

Welche Rolle spielt dann Gerechtigkeit überhaupt noch?

„Ich glaube an Gerechtigkeit. Sonst könnte ich nicht jeden Tag aufstehen und dafür kämpfen. Wenn wir nicht daran glauben, wenn wir nichts dafür tun, dann werden wir viel Chaos in dieser Welt sehen. Nicht nur das Chaos, das wir jetzt haben. Wir wissen alle, dass es keine wirtschaftliche Gerechtigkeit gibt. Hier in Europa können wir nur so leben, weil Menschen in Afrika oder Lateinamerika leiden. Diese ganze Fluchtbewegung, die Migration, es ist alles ein Versuch, etwas gegen diese Ungerechtigkeit zu tun. Ein noch zurückhaltender Versuch. So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Es muss eine Ordnung geben. Und um diese Ordnung herzustellen, gibt es die internationalen Gesetze. Sie regeln die Grundvoraussetzungen für ein friedliches Leben – oder versuchen es zumindest. Und dann gibt es Institutionen, die diese Gesetze umsetzen sollen, unter anderem die UN. Die UN ist dieser Verantwortung nicht gewachsen. Das sehe ich in meinem Land. Aber wenn wir das gar nicht haben, dann herrscht das Chaos.“

In einer Welt, in der wirtschaftliche und strategische Interessen die internationalen Beziehungen bestimmen, wird Gerechtigkeit oft der politischen Zweckmäßigkeit untergeordnet. Der Fall der Westsahara ist ein Beispiel für diese Dynamik. Obwohl der Internationale Gerichtshof das Recht der Sahrauis auf Selbstbestimmung bestätigte, wurde das Urteil systematisch von Staaten ignoriert. Sie wollten ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Marokko nicht riskieren. Auf Kosten des Völkerrechts. Die Vorstellung, dass die Institutionen der Weltordnungspolitik dazu da sind, Fairness zu gewährleisten und die Rechte der Unterdrückten zu schützen, wird durch die Tatsache in Frage gestellt, dass diese Institutionen von genau den Mächten geprägt sind, die sie regulieren sollen. Der Kampf der Sahrauis um ihre Unabhängigkeit ist deshalb nicht nur ein juristisches oder politisches Problem. Er ist ein Zeugnis für das allgemeine Versagen des internationalen Systems, seine eigenen Prinzipien zu wahren, wenn sie mit den Interessen der Mächtigen kollidieren. Aber was folgt daraus? Wie können sich die Unterdrückten wehren, wenn das System versagt? Ist Gewalt das letzte Mittel und dadurch gerecht?

„Mein Land ist kolonialisiert. Das sagt das internationale Recht ganz klar. Und im internationalen Recht steht auch, dass Völker, die unter Druck sind, die kolonialisiert sind, sich mit Gewalt befreien dürfen. Ich bin im Prinzip nicht für Gewalt, aber ich qualifiziere Befreiungsbewegungen gar nicht als Gewalt. Man muss finde ich immer unterscheiden zwischen dem Aggressor und dem Opfer. Wer angegriffen wird, darf sich verteidigen. Dieses Recht ist heilig.“

Der Kampf der Sahrauis ist noch nicht vorbei. Nayat Handi kämpft jedoch nicht mit Gewalt, sondern mit diplomatischen Mitteln. Derzeit versucht sie mithilfe des internationalen Rechts, den Handel Marokkos mit Ressourcen aus der Westsahara zu unterbinden. Denn wenn Marokko kein Geld mehr mit den Ressourcen machen kann, sinkt auch das Interesse an der Besatzung des Landes. Nayat und die Sahrauis kämpfen aber nicht nur gegen Marokko. Sie kämpfen gegen ein System, in dem das Prinzip der Gerechtigkeit nur standhält, wenn es keine wirtschaftlichen oder geopolitischen Vorteile bedroht. Ihr Sieg wäre ein Sieg für alle Werte und Prinzipien, mit denen sich die Vereinten Nationen rühmen. Sonst sind sie nur leere Versprechen.


Quellen:

Allen, Stephen and Trinidad, Jamie (2024): “The Western Sahara question and international law: recognition doctrine and self-determination”.

Balboni, Marco (2023): “Conflict and Peace in Western Sahara: The Role of the UN’s Peacekeeping Mission (MINURSO)”. Edited By János Besenyő, R. Joseph Huddleston, Yahia H. Zoubir

Heinz, Wolfgang S.; Litschke, Peter (2012): “Der UN-Sicherheitsrat und der Schutz der Menschenrechte: Chancen, Blockaden und Zielkonflikte”.

Hilmy, Hanny (2020): “Decolonization, Sovereignty, and Peacekeeping : The United Nations Emergency Force (UNEF), 1956-1967”.

Macqueen, Norrie (2014): “United Nations Peacekeeping in Africa Since 1960”.

United Nations General Assembly (2019): “Contemporary forms of racism, racial discrimination, xenophobia and racial intolerance”.

Zunes, Stephen and Mundy, Jacob (2022): „Western Sahara: War, Nationalism, and Conflict Irresolution, Second Edition”.


Inspiriert für den Artikel wurde Laura von einem Vortrag über die Westsahara an der Freien Universität. Weil sie zuvor noch nie davon gehört hatte – und bemerkte, dass es vielen anderen ähnlich ging – ließ sie die Frage nicht mehr los, warum das so war. Auf der Suche nach einer Erklärung nahm sie schließlich Kontakt zu Nayat auf.